Ist Demographie wirklich eine Wissenschaft?

Ist Demographie wirklich eine Wissenschaft? Der Definition nach ja. Erlebnisse der letzten Jahre lassen allerdings stark daran zweifeln. Die Liste ist lang: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, Bedarf an Wohnraum, Anzahl notwendiger Kindergarten- und Grundschulplätze, Fachkräftemangel, etc. Woran liegt es, dass professionelle Institute mit ihren Prognosen oft vollkommen daneben liegen? Die Deutschen sterben aus, oder besser formuliert, die Zahl der Menschen, die in der Bundesrepublik Deutschland leben geht deutlich zurück. Diese Botschaft geistert schon seit vier Jahrzehnten durch die Medien und ist nachweislich falsch. De facto hat sich die Bevölkerungszahl ständig erhöht, dieser Trend wird aufgrund der notwendigen Zuwanderung von Fachkräften auch noch länger anhalten. Bis vor kurzem hat man Schulen geschlossen, weil man davon ausging, dass auch die Kinderzahlen dauerhaft zurück gehen. Im Nachgang betrachtet, lag man auch hier komplett daneben. Warum ist es so schwer verlässliche Prognosen zu erstellen? Demographie ist ein Fachgebiet der Statistik und beschäftigt sich vor allen Dingen zuerst mit dem Blick zurück und der Analyse des Vorhandenen. Die große Kunst ist es dann aus der ermittelten Datenlage einen verlässlichen Ausblick in die Zukunft zu schaffen. Damit scheinen zum einen viele Verfasser überfordert, zum anderen verbinden die Autoren einer Prognose mit ihrer Aussage offensichtlich auch politische Ziele. Davon ist vor allen Dingen auch das Bauen betroffen. Wenn man Bautätigkeit verhindern will, weil man das für überflüssig oder klimaschädlich hält, dann muss das Ergebnis der Prognose sein, dass es keinen Bedarf für Wohnungen und andere Bauaktivitäten gibt. Dies führte auch dazu, dass Bund, Länder und Kommunen auf Grundlage dieser „seriösen Prognosen“ über Jahrzehnte eine restriktive Baulandpolitik betrieben haben. In Folge wurde zu wenig Baufläche, sei es in Innenstädten zur Nachverdichtung oder in Konversionsgebieten entwickelt. Am Ende wundert man sich dann, dass es keine Möglichkeit gibt die Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. Auch Zuwanderern, die wir dringend für die Stabilisierung des Arbeitsmarktes brauchen und Menschen auf der Flucht können wir so keine günstigen Wohnungen anbieten. Ich habe in über 30 Arbeitsjahren gelernt diese statistisch abgeleiteten Vorhersagen kritisch zu hinterfragen. „Prognosen sind schwierig, vor allen Dingen, wenn diese die Zukunft betreffen“, so weit, so zutreffend. Dieses Bonmot wird vielen Menschen zugeschrieben, die haben anscheinend ähnliche Erfahrungen gemacht. Mir fehlt an diesem „Prognosewesen“ die notwendige Seriosität in der Analyse und auch in der Aussage. Mit den heutigen Werkzeugen müsste das deutlich besser gehen! Die politische Motivation Einfluss auf die Entwicklung der Zukunft zu nehmen, was man ja mit Prognosen offensichtlich beabsichtigt, wird nicht erst seit D. Trump immer größer. Ein Sprichwort besagt: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Dies muss man leider ergänzen mit: Eine Prognose wird nicht selten so erstellt, dass die Kernaussage der politischen Meinung des Verfassers entspricht. Klaus Wehrle, ist Architekt in Gutach, er ist Buchautor und hat mehrfach in Fachzeitschriften publiziert. Sein Schwerpunkt ist das kostenreduzierte und nachhaltige Bauen. Wehrle ist Mitglied in div. Fachkommissionen und war 12 Jahre Mitglied im Landesvorstand der Architektenkammer Baden-Württemberg und dort Vorsitzender der Strategiegruppe Klima-Energie-Nachhaltigkeit.

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